Digitalisierung

Digitalisierung

Digitalisierung


11.01.2021

Premiere: e-Health Talk 2020

Premiere: e-Health Talk 2020

©

Das IST-Studieninstitut lud am 17. November 2020 zu einem Live-Stream ein. Zum ersten Mal veranstaltete die Hochschule...

Wie sieht die Zukunft im Gesundheitswesen aus?

Das IST-Studieninstitut lud am 17. November 2020 zu einem Live-Stream ein. Zum ersten Mal veranstaltete die Hochschule, die selbst als Anbieter von Fernstudiengängen online und digital aufgestellt ist, eine Talkrunde, die via Youtube live übertragen wurde. Das aktuelle Thema: die Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Gäste der Talkrunde, die in den Räumen der IST Hochschule in Düsseldorf aufgezeichnet wurde, waren: Michael Bohl, Experte für Softwareentwicklung von HMM Deutschland, Stefan Spieren, Hausarzt mit „digitaler Praxis“ und Bernd Marchlowitz, Bereichsleiter für ambulante Versorgung der AOK Nord-West.
Als Moderator führte Diplom-Sportwissenschaftler Simon Kellerhoff der IST Hochschule für Management vom Fachbereich Wellness und Gesundheit durch den Abend. Seine Kollegin Eva Hackenberg verfolgte als Co-Moderatorin den Chat, in dem die Teilnehmer des ersten e-Health Talks die Möglichkeit hatten, an der Diskussion teilzunehmen und an die Experten ihre Fragen zu stellen.
Die drei Diskussionsteilnehmer vertraten drei Akteure im Gesundheitswesen, die jeweils zur Digitalisierung in ihrem Spezialgebiet Stellung nahmen. Einig waren sie sich im Credo: Man muss einfach mal mit der Digitalisierung anfangen – trotz aller Bedenken.
Die ärztliche Praxis von morgen – heute schon gelebt
Als Erstes kam Hausarzt Stefan Spieren zu Wort, der kurz umriss, wie er in seiner Praxis die digitale Technik nutzt. Angefangen von der Videosprechstunde, über die digitalen Patientenbetreuung bis hin zur DiGA, die er auch bereits verschrieben hat.
Stefan Spieren betonte, dass die Digitalisierung im Gesundheitsbereich nicht den Arzt ersetzen soll, sondern dazu dient, den Praxisalltag zu erleichtern, mit dem Ziel, wiederum mehr Zeit für den Pa­tienten aufbringen zu können. Auch seine Praxismitarbeiter profitieren von digitalen Erfassungsmöglichkeiten und Dokumentationen.
Die DiGAs stellen diesbezüglich einen Aspekt unter vielen dar. Der Point-of-Care, wie es Kellerhoff nannte, werde nach außen verlagert. Die frei werdenden Zeitressourcen stehen dann wiederum den Patienten zur Verfügung, die in die Praxis kommen. „Alles, was ich tue, mache ich letztendlich für die Mitarbeiter.“
In der weiteren Diskussion ging der Facharzt für Allgemeinmedizin auf die Videosprechstunde ein, die seinen Patienten schon lange vor Corona erlaubt hatte, nicht nur Termine, sondern auch Sprechstunden online zu buchen. Selbst ein auszustellendes Rezept kann in seiner Praxis einen digitalen Weg gehen, an die Apotheke vor Ort oder einen Versanddienstleister. „Wir sind im Grunde durchdigitalisiert“, so Stefan Spieren.
Die Versicherungen – welche Position nehmen sie ein?
Die Sicht einer Krankenversicherung zu den digitalen Gesundheitsanwendungen vertrat Bernd Marchlowitz von der AOK Nord-West. Er sprach sich durchaus für die Erstattungsfähigkeit der DiGAs aus. Er stellte sich unter dem zustimmenden Nicken von Stefan Spieren hinter den Gesundheitsminister: „Herr Spahn verkauft es nicht zu Unrecht als Weltsensation.“ Die Erstattungsfähigkeit sei als Teil einer Gesamtkonzeption zu sehen, welche die Entwicklung hin zur digitalen Patientenakte, das eRezept, aber auch telemedizinische Anwendungen beinhaltet. Es gehe im Ganzen darum, Gesundheitsversorgung besser zu gestalten.
Trotz der kritischen Aspekte Datensicherheit beim Datensammeln und der sogenannten „Datenspende“ seitens der Patienten sieht er die Entwicklung positiv. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, urteilte der AOK-Mann und warnte davor, das Tempo zu verlangsamen. Auch Therapeuten werden sich an die Telematikinfrastruktur anbinden müssen. „Genau dieses Szenario steht kurz davor, das ist jetzt keine Zukunftsmusik mehr, wir müssen es nur ins Laufen bringen.“

Die Hersteller - was ist technisch möglich?
Michael Bohl sah als Experte für digitale Prozesse im Gesundheitswesen eine willkommene Dynamik im Markt. „Wir haben noch gar keine Vorstellung davon, was uns an tollen Ideen erwarten wird“, so sein Blick auf weitere DiGA-Entwicklungen.
Hinsichtlich der Datensicherheit, der zahlreichen gesammelten Patientendaten forderte er eine ethische Diskussion der Frage, was erlaubt sein dürfte. Beispielsweise erlaube die Kombination mehrerer Datenpools verschiedener Akteure im Gesundheitswesen eine ganz andere Vorhersage als die Auswertung eines einzelnen. Doch der Datenschutz spricht sich gegen so eine „Vermengung“ aus. Die Pseudonymisierung der Daten wäre ein Lösungsweg, um beispielsweise die Daten Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen oder für die Prävention zu nutzen.
Hinsichtlich der Telematikinfrastruktur konstatierte der Daten-Experte: „Therapeuten sind von der Struktur abgeschnitten.“ Er forderte die Therapeuten auf, ins Handeln zu kommen. Denn technisch gesehen sei man viel weiter. Aber der Abrechnungsbereich sei meist noch papierbasiert, auch die Arzt-Therapeuten-Kommunikation, die Rückmeldungen nicht digital und entsprechend „schwerfällig“. Und er zeichnete auf, was bereits heute möglich ist: Es gibt Anbieter für Physiotherapeuten, die es erlauben, ein Rezept zu erfassen, Termine zu vergeben mit Terminerinnerung und eine Live-Dokumentation per Sprache. Die technischen Systeme lägen vor, so Michael Bohl, auch um sie einem Arzt zur Verfügung zu stellen. Aber sie müssten genutzt werden. „Man muss die Dinge einfach mal tun“, so der Daten-Experte.
Die Meinungen aus dem Chat und die Fragen spiegelten die Stimmungslage im Gesundheitsbereich wider: von der Befürwortung bis hin zur Skepsis. Wie es 2021 aussieht? Simon Kellerhoff kündigte zum Ende der Talkrunde bereits einen 2. e-Health Talk an, der die Veränderungen im Gesundheitswesen durch die fortschreitende Digitalisierung wieder aufgreifen wird.

Reinhild Karasek

Tipp
Den Live-Stream können Sie sich auf Youtube ansehen:
https://www.youtube.com/watch?v=UJzJt1kMz-g


Bildunterschrift:
››› V.l.n.r.: Bernd Marchlowitz, Michael Bohl, Simon Kellerhoff und Stefan Spieren


‹ Zurück

© TT-Digi 2025